Leipzig
Über das Projekt
Das Gewandhaus zu Leipzig ist ein 1981 eingeweihtes Konzertgebäude und gehört zu den kulturellen Eigenbetrieben der Stadt Leipzig. Es ist Heimstätte des bekannten Gewandhausorchesters, sowie weiterer Musiker und Ensembles.
Da die zuletzt vor 30 Jahren erneuerte Saalbeleuchtung inzwischen technisch und ökologisch veraltet war, wurde nun als Erstes die Konzertbeleuchtung im Großen Gewandhaussaal entsprechend den Wünschen des Gewandhausorchesters erneuert: Das Orchesterpodium als Zentrum des Saales wird gezielt von warmem Licht erhellt, wogegen die gesamten Publikumsplätze auf den Rängen wie im Parkett während der Konzerte abgedunkelt bleiben, ebenso wie die gesamte Saaldecke, um den Zuhörern einen konzentrierten Musikgenuss ohne Ablenkung zu bieten. Eine speziell zugeschnittene Steuerung ermöglicht zudem das Einstellen verschiedener Lichtszenen sowie das Fokussieren des Lichtes auf einzelne Podiumsbereiche – wie beispielsweise das Pult.
Zu diesem Zweck wurden die neuen, speziell entwickelten LED-Reflektorleuchten in den bestehenden Deckenaussparungen dreh- und schwenkbar gelagert, sowie weiter zurückversetzt, um ablenkende Lichtphänomene wie Blendung und Lichtschleier zu vermeiden, und den Musikern auf dem Podium optimale Lichtverhältnisse zum Notenlesen und Musizieren zu gewährleisten. Ein wichtiger Aspekt war dabei auch die Flickerfreiheit der Leuchten, um Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche bei den Musikern und Probleme bei Filmaufnahmen zu vermeiden. Trotz einer Beleuchtungsstärke von 800 – 1000 Lux wirkt das Licht durch seine Farbtemperatur von 3000 Kelvin warm und sanft.
Das Projekt in Zahlen
Bauabschnitt
Leuchten
Leuchtentypen
Visual
Johanna Brause schrieb im Gewandhausmagazin Nr. 109 über dieses Projekt; die folgenden Textpassagen zitieren wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion:
Hell, warm und flickerfrei
»
Planungen für eine Neugestaltung der Ausleuchtung des Konzertpodiums begannen schon vor nahezu 20 Jahren, […] doch erst 2016 konnten konkrete Schritte eingeleitet werden. […] Für die neue Lichtgestaltung des Großen Saals gewann das Gewandhaus die bereits mehrfach mit dem Deutschen Lichtdesign-Preis prämierte Conceptlicht GmbH aus Traunreut. […] In der diesjährigen ersten Bauphase setzte die fränkische Firma »LMT Leuchten + Metall Technik« die Conceptlicht-Pläne für die Podiumsbeleuchtung um. […]
Es ist das zweite Mal seit Einweihung des Gewandhauses vor 39 Jahren, dass die Podiumsbeleuchtung im Großen Saal erneuert wurde. Das erste Mal geschah es 1992. Doch durch die lichttechnischen Innovationen, die es seitdem gegeben hat, genügte das Leuchtsystem schon länger nicht mehr den technischen wie ökologischen Mindestanforderungen an die Ausleuchtung eines Konzertpodiums. Qualitätsmängel bekamen Publikum und Orchester gleichermaßen zu spüren. Das für die Besucher störend unruhige Streulicht beschränkte sich nicht auf die Beleuchtung des Podiums, sondern erhellte neben weiten Teilen der Sitzbereiche zusätzlich auch die Saaldecke. Eine gleichmäßig gute Beleuchtung für alle Orchestermitglieder war hingegen nicht gegeben. […] »Für die Bläser war es teilweise schon zu dunkel, um die Noten einwandfrei erkennen zu können. Dadurch haben wir viele Zusatzleuchten einschalten müssen, die nicht Teil der Bühnenbeleuchtung waren und an den Seiten befestigt werden mussten. Diese Leuchten haben leider recht breit gestrahlt und große Teile der Publikumsbereiche auf der Orgel- und den beiden Orchesteremporen erhellt. Für die Zuhörer aber ist es sehr unangenehm, in solch grellem Licht zu sitzen.«
Die 92er Beleuchtung war noch dazu weder dimm- noch fokussierbar. Zu ihr gehörten Metalldampflampen, die ähnlich wie eine Straßenbeleuchtung funktionieren. »Nach dem Einschalten benötigen diese Lampen eine gewisse Zeit, um heiß und damit heller zu werden. Sie wechseln dann noch ein wenig die Farbe von grün bis hin zu warmem Licht. Schaltet man sie aus, muss man die Erkaltung abwarten, bevor man sie wieder einschalten kann«, beschreibt Elektrotechnik-Meister Rudolph ihre Funktionsweise. Für szenische Zwecke sei diese Art der Beleuchtung völlig ungeeignet gewesen. »Mit der neuen Beleuchtung kann man beispielsweise bei einem Festakt, wenn das Orchester während der Ansprachen auf dem Podium sitzenbleibt, die Musiker ausblenden und nur das Rednerpult fokussieren.« […]
Das Team rund um [Conceptlicht-] Firmenchef Helmut Angerer erstellte ein Konzept, das den Gegebenheiten des 40 Jahre alten Saals angepasst wurde. Erste Hauptzielsetzung war eine möglichst homogene, eng strahlende, alle Bühnenbereiche umfassende Beleuchtung. »Es war uns wichtig, viele sehr gleichmäßige Lichtpunkte zu schaffen, um Schattenbildungen auf den Notenblättern und Instrumenten möglichst zu vermeiden. Dafür haben wir schwenk- und drehbare Leuchten eingesetzt«, erzählt Jan Nielsen. »Des Weiteren wollten wir das im Raum reflektierte Licht so gestalten, dass die wahrgenommene Lichtenergie für Musiker und Publikum am wirkungsvollsten zur Geltung kommt. Das registrierte Bild sollte sozusagen zum Sehen aufbereitet werden.« Diesen Intentionen folgend, inszenierten die Lichtdesigner eine Theateratmosphäre: Nur noch über den Widerschein des Podiums wird der Zuschauerraum erhellt. Die Musiker sind wie auf einer Bühne platziert, das Publikum erlebt aus der Dunkelheit das Geschehen ohne störende Lichtpunkte.
Im Gegensatz zum Konzertsaal im Dresdner Kulturpalast, der rundum modernisiert wurde, übernahmen die Conceptlicht-Designer im Gewandhaus die ursprünglichen Positionen der Leuchten und passten sie ihren lichttechnischen Vorstellungen an. oberstes Prinzip der Lichtplaner war es dabei, Licht nur dort zu visualisieren, wo es gewünscht ist. Durch Lichtintensitäten kann man natürlich Bedeutungen hervorrufen«, erklärt Jan Nielsen. »Das Auge zieht es immer zu den hellsten Lichtpunkten. In der vorherigen Beleuchtung lag viel Licht an der Decke, auf der sich aber keine relevanten Zuschauerinformationen befinden. Dadurch wurde diese Deckenanstrahlung von Musikern und Publikum als störend empfunden.« […] Um den breiten Lichtkegel auf der Saaldecke zu reduzieren, versetzten die Lichtingenieure unter Beibehaltung der ursprünglichen Lampenpositionen die Leuchten so weit wie möglich zurück in die Schächte der vorhandenen Deckenöffnungen. »Mit diesem Vorgang wurde das reduziert, was wir als >visuellen Ballast< bezeichnen: störende oder unnötige Strahlung und zu hohe Leuchtdichten«, sagt Jan Nielsen. Ein weiteres Augenmerk, setzt der Innenarchitekt fort, galt der Nicht-Beleuchtung der ersten Reihen in den Publikumsbereichen. Um die Besucher vor Blendung zu bewahren, musste sichergestellt werden, dass das Licht der verwendeten Leuchten einen scharfen Übergang aufweist. Dies wurde durch ein LED-Beleuchtungssystem mit Reflektortechnik erreicht. […]
Für [die] neue Podiumsbeleuchtung sind deshalb spezielle Reflektoren von der LMT GmbH hergestellt worden. In einem sehr schlichten, neutralen Design gehalten, sollen diese Leuchten »überflüssige visuelle Informationen vermeiden«. […] Und sie sollen zugunsten von Ökologie und Wirtschaftlichkeit helfen, Energie zu sparen. Erste Schätzungen gehen von 75 Prozent weniger Energieverbrauch pro Jahr gegenüber der alten Beleuchtung aus, was einer Emissionseinsparung von jährlich circa 77 Tonnen Kohlendioxid entspräche - trotz der vergleichsweise hohen Beleuchtungsstärke von 800 bis 1000 Lux. […] »Dennoch erzeugen die Leuchten keine stechend-weißen, kalten Lichtfarben, sondern die von uns gewünschte Farbtemperatur von 3000 Kelvin« berichtet Jörg Rudolph. […]
Mit der neuen Beleuchtungsstärke von bis zu 1000 Lux werde, so Jörg Rudolph, eine optimale Lesbarkeit der Noten erreicht. »Es ist auf jeden Fall ausreichend hell, gerade in den problematischen Bereichen habe ich bis zu 800 Lux gemessen. Auf den schräggestellten Pulten diese Lux-Stärke zu erreichen, ist nicht ganz unkompliziert.« Umso mehr Respekt zollt der Gewandhausmeister den ausführenden Mitarbeitern von LMT wie genauso den Planern von Conceptlicht. Dessen Innenarchitekt Nielsen vergisst am Ende nicht den Hinweis, dass die neue Podiumsbeleuchtung »flickerfrei« sei, das Licht also nicht flackere. Eine nicht flickerfreie Beleuchtung könne zum Beispiel Kopfschmerzen, Unwohlsein und Konzentrationsschwächen bei Musikern und Publikum verursachen und zu mentalen Belastungen führen. Auch für Film- und Fernsehkameras sei das Flackern problematisch.
Umso mehr freut sich Gewandhausdirektor Schulz, dass diese Probleme nun der Vergangenheit angehören: »[…] Alle profitieren davon: die Musiker, das Publikum, die Medienproduzenten und nicht zuletzt die Techniker unseres Hauses. Ein echter Mehrwert für alle Beteiligten.«
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Verwendete Produkte
CL .2 | 2x 15° | 4235-800
- LED-Downlight mit CL2-Reflektor 2×15° und scharfer Ausblendung
- Lichtfarbe 3000 K, CRI 95+, 4500 lm
- Ausführung als Einzelleuchte sowie mit Passepartout als Doppel-, Dreifach- und Vierfachgruppe, angepasst an die vorhandenen Schächte
- Variante mit Umschaltbaustein für Sicherheitsbeleuchtung
- Einzeln dreh- und schwenkbar für optimale Ausleuchtung
- Mit Dali-Steuerung
- Beschichtet in projektspezifischer Farbe
CL .4 | 2x 30° | 4235-820
- LED-Downlight mit CL4-Reflektor 2×30° und scharfer Ausblendung
- Lichtfarbe 3000 K, CRI 95+, 4500 lm
- Ausführung als Einzelleuchte sowie mit Passepartout als Doppel-, Dreifach- und Vierfachgruppe, angepasst an die vorhandenen Schächte
- Variante mit Umschaltbaustein für Sicherheitsbeleuchtung
- Einzeln dreh- und schwenkbar für optimale Ausleuchtung
- Mit Dali-Steuerung
- Beschichtet in projektspezifischer Farbe
CL .5 | 2x 45° | 4235-830
- LED-Downlight mit CL5-Reflektor 2×45° und scharfer Ausblendung
- Lichtfarbe 3000 K, CRI 95+, 4500 lm
- Ausführung als Einzelleuchte sowie mit Passepartout als Doppel-, Dreifach- und Vierfachgruppe, angepasst an die vorhandenen Schächte
- Variante mit Umschaltbaustein für Sicherheitsbeleuchtung
- Einzeln dreh- und schwenkbar für optimale Ausleuchtung
- Mit Dali-Steuerung
- Beschichtet in projektspezifischer Farbe
Projektbeteiligte
Architektin
Ulrike Kabitzsch
Leipzig
Lichtplaner
Conceptlicht GmbH
Traunreut
Bauherr
Gewandhaus zu Leipzig
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig