Individuelle Lichtlösungen für Baudenkmäler
Der Kulturpalast Dresden sowie das Kloster Eberbach sind gelungene Beispiele für kreative und zeitgemäße Lichtlösungen unter Denkmalschutz. Die Planung der Projekte erfolgte durch Conceptlicht und wurde größtenteils mittels spezifischer Sonderleuchten von LMT perfekt umgesetzt.
Hilpoltstein, 1. August 2017 – Werden Baudenkmäler grundlegend saniert, umfasst dies meist auch eine Neugestaltung der Innen- und Außenbeleuchtung. In der Umsetzung sind die Auflagen der Denkmalschutzbehörden für Lichtplaner sicher eine zusätzliche Herausforderung, der sich Helmut Angerer, Geschäftsführer der Conceptlicht GmbH aus Traunreut, aber regelmäßig und mit ganzer Leidenschaft stellt. „Bevor ich über ein Lichtkonzept nachdenke, setze ich mich mit der Bedeutung eines Gebäudes auseinander“, betont Angerer.
Während der Kulturpalast Dresden mit 48 Jahren zu den sehr jungen Bauten unter Denkmalschutz zählt, wartet das Kloster Eberbach mit einer bewegten Vergangenheit von mehreren Jahrhunderten auf. Beide Gebäude wurden im Rahmen einer Generalsanierung mit neuen Leuchten ausgestattet.
Kulturpalast Dresden
Seit 1969 gehört der Kulturpalast zum Stadtbild von Dresden. Im Zuge einer mehrjährigen Grundsanierung wurden auch die Außen- und Innenleuchten des seit 2008 unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes erneuert sowie einige Bestandsleuchten überarbeitet. „Der Kulturpalast liegt mitten in Dresdens Innenstadt und ist von überregional bekannten Wahrzeichen umgeben. Deshalb musste sich das Gebäude unserer Ansicht nach bei nächtlicher Beleuchtung seiner Bedeutung entsprechend in dieses Bild einfügen“, erklärt Helmut Angerer, der mit seinem Team für die gesamte Lichtplanung des Kulturpalasts zuständig war. Dies betraf unter anderem die Frauenkirche, die vom Altmarkt aus gesehen untrennbar mit dem Blick auf den Kulturpalast verbunden ist. Da die umliegenden historischen Denkmäler warmweiß angeleuchtet werden, entschied sich Angerer beim Kulturpalast für eine neutralweiße Lichtfarbe. „Dadurch wirkt das Gebäude eher sachlich und konkurriert nicht mit den nahe liegenden Denkmälern“, so Angerer.
Nach Vorgabe der Denkmalschutzbehörde sollten sowohl die Platzierungen als auch die jeweiligen Abmessungen der bestehenden Außenbeleuchtung beibehalten werden. „Die Aussparungen im Dachvorsprung liegen sehr nahe an der Fassade und der Arkadenbereich ist ca. 5,7 Meter hoch. Da wir unbedingt vermeiden wollten, dass die Fassade angeleuchtet wird oder die Stützen im Arkadenbereich angeschnitten werden, war klar, dass dies nur mit eigens für das Gebäude entwickelten Leuchten zu realisieren war. Aufgrund unserer detaillierten Planung und mit Unterstützung von LMT, die viele Leuchten exakt an die vorhandenen Aussparungen anpassen mussten, ist dies aber perfekt gelungen“, fasst Angerer zusammen.
Gemäß der Planung von Conceptlicht fertigte LMT insgesamt über 200 effiziente LED-Leuchten für Dachvorsprünge und Arkaden sowie 12 Doppelspots mit Kugelgelenken zur Akzentuierung der an der Fassade befindlichen Spannseile. Zur Illuminierung der kupfernen Dachhaube lieferte LMT 18 modifizierte Standardleuchten.
Bei den Außenleuchten für Dachvorsprünge und Arkaden handelt es sich grundsätzlich um drei Typen in verschiedenen Varianten. Die Leuchten sind überwiegend quadratisch (ca. 40 x 40 cm), einige aber auch rechteckig – je nach vorhandener Deckenaussparung. Zum Einsatz kam moderne LED-Lichttechnik; die Leuchten mit asymmetrischer Ausstrahlcharakteristik haben eine Lichtfarbe von 3000 Kelvin und einen Lichtstrom von 2500 bis 3000 Lumen. Den Übergang zur vorhandenen Decke bilden magnetisch gehaltene und mit Edelstahlseilen gesicherte Abdeckrahmen, die, farblich zur Decke passend, nicht nur für eine schöne Optik sorgen, sondern auch die Wartung erleichtern. Darüber hinaus wurden alle Leuchten mit Umschaltbausteinen für die Notbeleuchtung ausgestattet.
Um ein architektonisches Detail des Kulturpalasts hervorzuheben und damit auch vertikale Komponenten des Gebäudes zu betonen, wurden für die Spannseile an der Fassade spezielle Spots entwickelt. Die tiefstrahlenden LED-Doppelspots sind am Dachvorsprung zwischen den jeweils in Zweiergruppen angeordneten Seilen befestigt. Der Lichtstrahl jedes einzelnen Spots mit 4000 Kelvin und 840 Lumen lässt sich durch ein Kugelgelenk exakt ausrichten. Diese Spots sind die einzigen Außenleuchten, die vor der Sanierung nicht vorhanden waren. „Sicher mussten wir uns diesbezüglich vorab mit der Denkmalschutzbehörde abstimmen, aber das war kein Problem, da die Spots unauffällig angebracht sind und nachts einfach ein schönes, bereits vorhandenes Detail des Gebäudes hervorheben. Das darf man durchaus sehen“, freut sich Angerer.
Eine weitere Besonderheit des Kulturpalasts ist der außergewöhnliche Kupferdachaufbau. Hier ist der Schnürboden mit jeder Menge Technik untergebracht und eine Art „akustische Haube“ schirmt den darunter liegenden Konzertsaal vor Fremdgeräuschen ab. Von außen wird die Kupferverkleidung mit 18 modifizierten Standardleuchten aufgehellt.
Die dezente Lichtgestaltung des Außenbereichs ergibt zusammen mit der großflächigen Glasfassade, die bei nächtlicher Beleuchtung den ungehinderten Blick in den Innenbereich zulässt und der Innenbeleuchtung somit auch Außenwirkung verleiht, ein modernes, offenes und harmonisches Gesamtbild. „Meiner Ansicht nach ist die Lichtdichte in den Innenstädten unnötig hoch. Anstatt Leuchten zu entwickeln, die wirklich nur die Flächen anstrahlen, die tatsächlich beleuchtet werden sollen, wird wild in alle Richtungen gestrahlt. Allerdings muss ich auch sagen, dass es nur wenige Hersteller gibt, die Sonderleuchten mit uns planen, hochwertig fertigen und diese dann auch pünktlich liefern. Mit LMT haben wir seit Jahren einen Lichtspezialisten an unserer Seite, der sein Handwerk in allen Disziplinen beherrscht“, erklärt Angerer.
Für die Räumlichkeiten der Herkuleskeule, verschiedene Bibliotheks- und Foyer-Bereiche sowie Saalzugänge und Windfänge lieferte LMT ebenfalls verschiedenste, zum Teil speziell entwickelte LED-Leuchten – insbesondere auch für den komplett neu errichteten Konzertsaal, der allerdings nicht zu den denkmalgeschützten Gebäudebereichen zählt.
Kloster Eberbach
Die Geschichte des Klosters Eberbach reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Weltruhm erlangte das zu den wenigen nahezu vollständig erhaltene Zisterzienserabteien zählende Kloster als Drehort für die Innenaufnahmen zum Film “Der Name der Rose” nach dem Roman von Umberto Eco. Im Jahr 1986 begann die sämtliche Baukörper des Klosters umfassende Generalsanierung zur Erhaltung der historischen Bausubstanz, die noch immer andauert. Die Arbeiten in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten des Laiendormitoriums sowie des Mönchsrefektoriums sind bereits abgeschlossen. Mit der Lichtplanung dieser Räume war wieder Conceptlicht beauftragt und entwickelte gemeinsam mit LMT verschiedene Leuchten, die sowohl der modernen Nutzung als auch der historischen Bedeutung der Räumlichkeiten gerecht werden.
Das Mönchsrefektorium diente den Mönchen früher als Speisesaal und wird heute von den Hotelbetreibern für Veranstaltungen und Feiern genutzt. Bei der Lichtgestaltung war die Wirkungsabsicht für Angerer durch die reichverzierte Stuckdecke vorbestimmt. Um eine homogene Ausleuchtung des rechteckigen Raums zu erreichen, plante er mit seinem Team zwei 120 x 120 cm große Lüster, die insgesamt vier Komponenten zur direkten und indirekten Beleuchtung aufnehmen: Deckenfeldaufhellung, Voutenlicht, Tischlicht und Putzlicht. Die zentralen, nach oben versetzten Deckenfelder werden mit jeweils 4 Halogenleuchten à 65 Watt/12 Volt aufgehellt. „Da die Leuchten nicht im Zentrum der Deckenfelder angeordnet sind, sondern sich am Lüster verteilen, war hier eine Unterteilung in vier Leuchtmittel-Untertypen notwendig, damit die Licht-Schattenkanten deckungsgleich mit den Deckenkanten sind. Andernfalls hätte eine leichte Überstrahlung der Ränder stattgefunden“, verdeutlicht Angerer. Auch die als Vouten ausgeformten Deckenränder weisen einen großen Flächenanteil auf und werden mit 15 Halogenstrahlern à 65 Watt/12 Volt aufgehellt, die bündig in die vertikalen Flächen der Lüster eingelassen sind.
Um die Raumhelligkeit nicht alleine über die Deckenflächen zu erzeugen, bieten die Lüster mit dem Tischlicht eine dritte Komponente: Dieses strahlt direkt nach unten und erzeugt mit jeweils 4 Halogenleuchten à 65 Watt brillantes Licht in erforderlicher Intensität. Die Mischung aus indirektem und direktem Licht schafft eine ideale Balance. Für nutzungsbezogene Stimmungen sind alle Komponenten getrennt schalt- und dimmbar. Zuletzt verbirgt sich in den Lüstern noch eine Putzbeleuchtung (4 T5-Leuchten à 39 Watt). Die Lüster wurden aus Aluminium gefertigt und erhielten eine weinrote Lackierung, die perfekt mit den holzgetäfelten Wänden sowie der pastellfarbenen Stuckdecke harmoniert – auch unbeleuchtet ein edler Blickfang.
Das Laiendormitorium, ehemals Schlafsaal der Laienbrüder, wird heute für verschiedenste Großveranstaltungen mit bis zu 1000 Personen genutzt und befindet sich im insgesamt 81 Meter langen Konversenbau aus dem frühen 13. Jahrhundert. Der Saal selbst hat eine Fläche von 1000 Quadratmeter und beeindruckt durch seine 13 Doppeljoche mit Kreuzgratgewölben, die auf 12 Säulen ruhen. Mittig zwischen diesen Säulen sind Pendelleuchten platziert, die unterschiedliche Lichtszenen ermöglichen.
Vor der technischen Entwicklung der Leuchten wurden von Conceptlicht Designentwürfe als Entscheidungsgrundlage für den Bauherrn ausgearbeitet sowie ein Kartonmodell angefertigt. Nach Freigabe der Form erfolgte schließlich die detaillierte Planung. Für die Grundbeleuchtung konstruierte und fertigte LMT 13 Pendelleuchten mit drei Lichtkomponenten: Direktes Halogenlicht (300 Watt), indirektes Halogenlicht (2 x 100 Watt) und eine Sicherheitsbeleuchtung (2 x 11 Watt TCL). Zur Akzentuierung der Fensternischen entwickelte der in Hilpoltstein ansässige Leuchtenspezialist bündig in die Fensterbänke integrierte Laibungslichter. Diese 45 Leuchten sind jeweils mit 2 Kompaktleuchtstofflampen à 11 Watt ausgestattet und verfügen über einen Rinnenreflektor mit asymmetrischer Ausstrahlcharakteristik. Die Abdeckung besteht aus Klarglas mit weiß bedrucktem Rand.
„Aufgrund der Raumproportionen haben wir einen speziellen Dimmzustand geplant, der über ein Tableau abrufbar ist. Bei dieser Schaltung entsteht in der Längsachse des Saals ein Helligkeitsverlauf, der ausgehend vom Saalzugang zum Raumende hin anschwillt. Dadurch wird man beim Betreten förmlich in den Raum gezogen“, erläutert Angerer die Wirkung seines Lichtkonzepts.
Seit 1998 befindet sich das Kloster im Besitz einer gemeinnützigen Stiftung, deren Gesamtziel in der nachhaltigen Sicherung und Nutzung des Klosters liegt. Heute kann man die beeindruckenden und allesamt denkmalgeschützten Gebäude im Rahmen verschiedener Angebote besichtigen und erleben sowie darin tagen und feiern.